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Individuelle Förderung von Betroffenen

Gezielte Fördermaßnahmen in unserem Institut sind so gut wie immer Einzel-Förderung. Das Kind kommt in den meisten Fällen einmal pro Woche für jeweils eine Stunde ins Institut. Dort wird ein den individuellen mathematischen Ausgangsstand und die psychische Befindlichkeit des Kindes abgestimmter mathematischer Neuaufbau unternommen.

Die wissenschaftliche Grundlage dieser Maßnahmen sind einerseits die maßgeblichen Werke seitens der Mathematik-Fachdidaktik (v.a. Gaidoschik, Gerster, Lorenz, Müller, Krauthausen, Radatz, Scherer, Schipper, Van de Walle, Wittmann u.a.; siehe auch das Literaturverzeichnis), andererseits und vor allem aber die eigene Forschung und Erfahrung seit 1995.

Gerade in der Anfangsphase einer gezielten Förderung ist zumeist eine strikte Nicht-Befassung mit dem aktuellen Schulstoff unerlässlich. Der Umgang mit diesem ist einerseits Teil der laufenden Elternbetreuung, andererseits Gegenstand von Gesprächen mit der Lehrerin/dem Lehrer des Kindes.

Je mehr das Kind im Laufe der Förderung an Grundlagen und auch Selbstvertrauen gewinnt, umso mehr wird auch der Brückenschlag zu den aktuellen schulischen Stoffinhalten in den Förderstunden erfolgen können. Die Maßnahmen im Institut werden durch häusliche Übungsmaßnahmen ergänzt; einerseits durch Arbeitsblätter, die auf die jeweiligen Fortschritte des Kindes individuell abgestimmt sind, andererseits durch Automatisierungsübungen und /oder Spiele mit den Eltern. Die Arbeitsblätter sollten vom Kind möglichst selbständig, regelmäßig auf die restlichen Wochentage verteilt, erledigt werden. Schwierigkeiten mit den Übungsblättern sind eine wichtige Rückmeldung für seine Mathematik-Betreuerin/seinen Mathematik-Betreuer. Daher sind Erklärungshilfen oder Korrekturen durch die Eltern nicht zielführend.

Weiters werden – je nach familiärer Situation – die Eltern von einer Woche zur nächsten in zusätzlichen Maßnahmen unterwiesen. Die Gesamtdauer der häuslichen Begleitmaßnahmen (Übungsblätter plus zusätzliche Trainings) sollte täglich 10 bis 15 Minuten in der Regel nicht übersteigen.

Sogenannte „Rechenschwächen“ verstehen wir nicht als „Krankheit“, sondern als das vorläufige, durch gezielte Förderung korrigierbare Resultat fehlgeleiteter mathematischer Lernprozesse. Unsere Förderung setzt daher einerseits und wesentlich am mathematischen Denken der betroffenen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen an: Unzureichende Konzepte über Zahlen, Stellenwerte und Rechenoperationen müssen überwunden, tragfähige Vorstellungen, Begriffe und Strategien erarbeitet werden.

Die eigene Aktivität des Kindes (der/des Jugendlichen) mit sorgfältig ausgewähltem Material spielt dabei eine große Rolle, vor allem aber auch die gezielte Förderung bei der Entwicklung material- und anschauungsungebundener Lösungsstrategien, beim Erkennen von quantitativen Zusammenhängen. All das erfordert ein hohes Maß an mathematisch-fachdidaktischem Wissen.

Andererseits ist pädagogisch-psychologische Kompetenz gefordert, um psychische und motivationale Hindernisse zu überwinden, die sich bei rechenschwachen Kindern oft schon in den ersten Schulmonaten einstellen. Die Reaktionen von Elternhaus und Schule spielen dabei eine wesentliche Rolle; deshalb haben die fortlaufende Elternberatung und die möglichst enge Kooperation mit der Klassenlehrerin/dem Klassenlehrer einen hohen Stellenwert in unserer Arbeit.